Buch Leseprobe "Begegnungen"

"Der Köbes ist eine Institution, ja eine Macht. Was wäre ein Brauhaus ohne ihn? Wir hatten jahrelang Gelegenheit, eines dieser Exemplare aus der Nähe zu studieren. Nennen wir ihn Schäng. Dieser Köbes verstand es, ein ganzes Lokal zu unterhalten. War er in Aktion, verwandelte sich das ganze Lokal unversehens in eine Bühne, auf der unser Köbes ein erstaunliches Repertoire seiner komödiantischen Fähigkeiten darbot. Er war intelligent und schlagfertig, dass es einem oft die Sprache verschlug. War er gut in Form, war er der absolute Mittelpunkt des Geschehens. Er verstand es, eine Atmosphäre zu schaffen, als wäre permanent Karneval."
(Aus: Der Kölsche Köbes)


"Ich sehe ihn noch sitzen. Hinter der halb geschlossenen Gardine. Auf seinem Thron. Einem bequemen Lehnstuhl. Mittags und am späten Nachmittag: Die Mütze auf dem Kopf. Ick mutt mien Parade offnehmen, pflegte er zu sagen. Die Werftarbeiter hatten ihre Mittagspause oder Feierabend. Sie strömten eilig und in Scharen an dem Haus vorbei, in dem wir wohnten. Fast alle schauten hoch und grüßten. Einige legten die Hand an den Schirm ihrer Mütze. Salutierten gewissermaßen. Opa grüßte zurück. Huldvoll, majestätisch. Grüßte einer etwa nicht, bekam dieser sein Fett weg. Nun kiek hum, de Aap. Bemerkte der sein Missgeschick dann doch noch, kam das erlösende: Aha, dat wull ick ook meenen."
(Aus: Erinnerungen an meinen Opa)


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