Leseprobe (aus der Einleitung) Ähnliches gilt für die Erfahrung der Zeit: sie steht oft für Leere; Langeweile; Gleichförmigkeit; Wiederholung. Und sie beinhaltet ein Grundgefühl menschlicher Existenz: das Wissen um die Vergänglichkeit des Lebens und das Erschrecken darüber. Die unumstößliche Tatsache, dass wir auf den Tod hin leben, erzeugt bei vielen Angst – ein Gefühl, das sehr mächtig werden kann: Denn das eigentliche Gegenüber der Angst ist das Nichts (Heidegger). Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass das Wellershoffsche Vokabular stets um Begriffe wie Zufall; Einsamkeit; Verzweiflung; Krise; Konflikt; Sinnlosigkeit; Illusion und dgl. kreist. Wellershoff sieht in der Literatur ein Medium der Erweiterung und Vertiefung der Wahrnehmung unseres Lebens. In immer neuen Konstellationen spielt er die fragilen Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen in einer überkomplexen Umwelt durch und liefert die Gründe für ihr häufiges Scheitern. Die Handlungssituationen enthalten immer mehr Optionen als einlösbar sind. Gerade die moderne Gesellschaft mit ihren Freiheitsversprechen und Konsumangeboten weckt ein Übermaß an Ansprüchen und Wünschen, vor denen viele in Phantasie- und Traumwelten flüchten, weil ihnen die Mittel fehlen, ihre Sehnsüchte nach einem gelungenen oder geglückten Leben zu verwirklichen.“
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