Buch Leseprobe "Zugänge"

"Wie mein großer Vorgänger Oblomov zögere ich täglich den Zeitpunkt des morgendlichen Aufstehens hinaus. Sich nur nicht der künstlichen Fröhlichkeit der Frühstückssender aussetzen. Die versuchen, einen funktionstüchtig zu machen für die Zumutungen unserer Zivilisation. Die verhindern sollen, dass man nachdenkt, innehält. Die uns ins Laufrad der täglichen Routinen treiben. Die uns die Sinne rauben. Ohne Übergang. Dabei sind die Übergänge das Wichtigste im Leben. Ja, das Leben besteht in Wahrheit nur aus Übergängen."
(Aus: Oblomovieren)


"Durch die milde Luft und das weiche Wasser fühlt sich alles samtig an. Alle Sinne erwachen oder besser intensivieren sich. Zusammenwirken von Farben, Eindrücken, Gerüchen, Wind und Klängen. Wie selbstverständlich das Schöne sein kann. Selbst die Statuen scheinen lebendig. So gelassen, heiter und gleichmütig wirken sie auf uns. Sie scheinen wahrhaftig zu existieren, ohne Aufhebens von sich zu machen. Das nennt man wohl Erhabenheit. Als wir an einem Sonnentag die Höhen eines unserem Haus gegenüberliegenden Berges erklimmen, erfasst uns ein Gefühl von Freiheit. Alles relativiert sich. Der Blick in die Weite tut sein übriges. Eine schöne Vorstellung wäre es, tagelang über diese Höhen zu gehen, wie es schon die Romantiker taten. Ihnen fühlen wir uns hier verbunden."
(Aus: Arkadische Impressionen)


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